Parc National des Pyrénées

Ostern im Jahr 2020. Die Corona-Fallzahlen vom Robert Koch Institut und von der Johns Hopkins Universität zeigen über die letzten Tage für Deutschland einen eher linearen Trend. Jedenfalls ergeben meine Rechenskripte zur Auswertung und Prognose von exponentiellen und logistischen Wachstumskurven keine wirklich überzeugende Passform mehr. Schön, dass wir es so weit geschafft haben und auch schön, dass ich von zuhause aus meine Arbeit fast uneingeschränkt fortsetzen kann. Aber an den Wochenenden ist mir schon langweilig –> ich wollte schon immer mal über die letzte Tour nach Südfrankreich schreiben 😉

Anlass zur Reise war, mal wieder, eine Luft- und Raumfahrtkonferenz in Bordeaux. Und die Pyrenäen sind von dort aus quasi um die Ecke (circa 300 km, das muss man relativ und nicht absolut betrachten) und Skifahren wollte ich dort auch schon immer mal ausprobieren. Und um den ganzen Kram mitzubekommen, habe ich mich entschieden, die rund 1400 km von Göttingen nach Bordeaux mit den Auto zu fahren.

Nach einem Boxenstopp in Orléans

… komme ich zwei Tage später in Bordeaux an. Viele hielten mich für verrückt, tatsächlich bin ich noch nie so entspannt auf einer Konferenz angekommen.

Nach getaner Arbeit bleibe ich noch zusammen mit einem Kollegen einige Tage in Bordeaux. Da die Menschen im Süden eher etwas kleiner sind, nutze ich die Gelegenheit zum Einkaufen, wir fahren an den Atlantik nach Arcachon, essen frische Moules frites und klettern auf die Due du Pilat.

Weiter geht es in die Zentral-Pyrenäen, wo ich mir in Barèges in einem alten, traditionellem Steinhaus ein Chambre d‘hôte ausgesucht habe. Das Dorf liegt direkt am Fuß des Col du Tourmalet, einem unter Rennradfahrern bekannten Bergpass, der im März natürlich noch Wintersperre hatte. Leider ist das Wetter durchwachsen und schwankte zwischen Regen, Sturm und Schneesturm. Zwei Skivormittage enden gegen Mittag mit durchnässter Jacke und Hose, als der Schneefall in Regen umschlägt. Dafür habe ich Gelegenheit, im Nachbartal den Cirque de Gavarnie anzugucken, einen gewaltigen Felsenkessel am Talende. Die oberen Bereiche hingen die meiste Zeit im Nebel, aber ich konnte immer wieder das dumpfe grollen von Schneelawinen hören und ab und zu kommt auch ein wenig Schnee runter.

Sehr gefallen hat mir Pont d‘Espagne in einem engen Seitental, das sich danach zu einer hochgelegene Ebene weitet. Hier wurde es allerdings abenteuerlich: auf dem Hinweg windet sich die Straße in engen Serpentinen das Tal hoch, es wird kälter und der Schnee bleibt langsam auf der Straße liegen. Die Franzosen halten links und rechts am Straßenrand an und packen Schneeketten aus. Ich wundere mich ein wenig, freue mich über meine Winterreifen, schalte das ESP aus und fahre langsam und mit gleichmäßigem Gas die Serpentinen weiter, darauf bedacht, in den Haarnadelkurven nicht auszubrechen und gleichzeitig an den steilen Stücken nicht hängen zu bleiben und schaffe es sicher bis zum Parkplatz. Während ich durch die Winterlandschaft wandere, schneit es immer heftiger. Für den Rückweg setzte ich auf den Schneepflug und spiele mit dem Gedanken, noch mal meine Langlaufski auszupacken. Zurück am Auto, liegen mittlerweile gute 30 cm Neuschnee auf dem Parkplatz, aber der Schneepflug ist nicht in Sicht. Um hier wieder raus zu kommen, werde ich also das erste Mal in meinem Leben die Schneeketten benötigen, die sonst immer nur im Kofferraum lagen. Gut, dass ich die im Sommer schon mal ausprobiert habe. Dass man hierbei sehr viel verkehrt machen kann, wird auf dem Rückweg klar, als ein Auto mit 5 km/h und Warnblicklicht vor mir herfährt, während die Schneeketten bei jeder Reifendrehung munter den Randkasten zerschlagen. Auf der Rückfahrt nach Barèges benötige ich dann noch ein weiteres mal Traktionshilfe und lasse die Ketten für die Abreise am nächsten Morgen gleich aufgezogen.