Bunte Märkte in Colombo und zwei Zugtickets

Sri Lanka

http://www.openstreetmap.org/?mlat=6.926&mlon=79.857#map=8/6.926/79.857

Eigentlich ist schreiben nicht so mein Ding. Mit Zahlen kann ich besser umgehen. Aber trotzdem habe ich mir bisher meistens die Zeit genommen, ein paar Artikel für meinen Blog zu verfassen. Vielleicht weil es spannend ist, das Erlebte Revue passieren zu lassen? Oder mit ein paar Wochen Abstand in Erinnerungen zu schwelgen? Und was das für eine Reise war!

Mit Air India ging es am ersten Weihnachtstag via Delhi nach Colombo. Um die Flüge, das Visum und die erste Unterkunft hatten wir uns ein paar Wochen vorher gekümmert. Ansonsten waren wir ausgestattet mit einem Lonely Planet (der mal echt überarbeitet werden sollte!), einer Landkarte und einer groben Idee, die sich von Tag zu Tag verfeinerte. 😉

Entgegen einigen Empfehlungen habe wir uns entschlossen, die Reise in der Hauptstadt Colombo zu beginnen. Touristisch ist sie tatsächlich nicht sooo attraktiv. Aber wir wollen schließlich nicht ein Highlight nach dem Anderen abklappern, sondern sich von Deutschland und Europa unterscheidende Kulturen und Lebensweisen kennen lernen. Dazu gehört auch eine sri-lankische Großstadt. Dazu gehört auch, sich möglichst mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewegen und nicht komfortabel im doch eher abgeschotteten Taxi zu sitzen. Dummerweise sind wir damit prompt auf die Nase gefallen… Nach erfolgreicher Einreise, Geld holen, Bus ins Stadtzentrum finden und Wasser kaufen, standen wir inmitten des lebhaften Marktviertels Pettah und wollten zu unserer Unterkunft im Viertel Cinnamon Garden. Doch als ich dem Fahrer von einem Tuk-Tuk die Buchung zeigt und auf die Adresse deutete, wurde ziemlich schnell klar: Der gute Mann kennt die Adresse nicht oder kann unsere lateinischen Buchstaben nicht lesen! Und die nächsten Drei zuckten ebenfalls mit den Schultern. Das kann ja spannend werden! Irgendwann fanden wir einen Fahrer, der mutig mit uns los gefahren ist. Zwischendurch haben wir mehrmals gehalten und der Fahrer ist mit unserer Karte los gezogen (die er ja ebenfalls nicht lesen konnte) um sich nach dem Weg erkundigt. Kurz vor Ende der Fahrt kam dann das rettende Piepsen von meinem Garmin-GPS, das nun endlich die Position bestimmt hatte. Noch 500 Meter zum Ziel.

Am nächsten Tag sind wir dann ein wenig durch Colombo gelaufen. Hier einige Bilder aus dem Marktviertel Pettah. Und wir haben versucht, Zugtickets kaufen. Auch das war nicht einfach.

Mit dem Zug wollten wir nach Kandy ins Bergland fahren. Wenn möglich, sollte man (laut Reiseführer) Sitzplätze reservieren. Also ab zum Bahnhof und Tickets kaufen.

Hört sich einfach an? Das lief ungefähr so ab. Eine Tafel informiert, dass Tickets nach Kandy an Schalter Nummer 4 verkauft werden.

Ich am Schalter Nummer 4:
„Zwei Ticket, zweiter Klasse, nach Kandy mit dem Zug morgen Früh um 8:30h bitte.“
„Schalter 17 bitte.“

Alles klar, Schalter Nummer 17 suchen…

„Zwei Ticket, zweiter Klasse, nach Kandy mit dem Zug morgen Früh um 8:30h bitte.“
„Nein, hier nicht. Schalter 18 bitte.“

Gut, dann halt der nächsten Schalter.

„Zwei Ticket, zweiter Klasse, nach Kandy mit dem Zug morgen Früh um 8:30h bitte.“
„Schalter 19 bitte.“

Jetzt im Ernst?!?

Schalter Nummer 19:
„Zwei Ticket, zweiter Klasse, nach Kandy mit dem Zug morgen Früh um 8:30h bitte.“
„Sorry, train is full.“
„Und für die erste Klasse?“
„Sorry, full.“
„Ok, dann nehmen wir den Zug um 10:35h, ist das möglich?“
„Sorry, full.“
„Und um 12:40h?“
„Sorry, full.“
„Und Übermorgen?“
„All trains full for the next 10 days.“

Ganz großes Kino. Und warum sagen die das nicht gleich?!?

Wieder zurück zu Schalter Nummer 4:
„Hallo, man hat uns gesagt, dass alle Züge voll sind.“
„Ah, then you can buy normal ticket tomorrow. Come to the station one hour early.“

Manchmal ist Sri Lanka für Fortgeschrittene.